Gestern fand die halbtägige LAS (Lean, Agile, Scrum) Konferenz in Zürich statt. Zwei inspirierende Key Notes von David Snowden und Jutta Eckstein öffneten den Blickwinkel weg vom agilen Alltag, (Wenden wir Scrum richtig an? Ist das wirklich die Aufgabe des POs?) hin zu Fragen wie, wann ist welche Methode die richtige, wie gross sollen Teams im chaotischen oder im komplexen Umfeld sein und müssen vielleicht Regeln gebrochen werden, um kreativ sein zu können? Was sind die Bausteine, um eine Organisation agil zu machen?
Bei David Snowden lernte ich, dass es sehr auf den Kontext ankommt, welche Methode anzuwenden ist. Alles über einen Leisten zu schlagen, und nutzen wir auch noch so wunderbare Werkzeuge („Hämmer“) wie Kanban, Scrum oder Design Thinking, führt nicht immer zum Ziel („Es ist nicht alles ein Nagel“). Es gibt viele Situationen in Unternehmen/Projekten/Entwicklungen, wo wir diese Tools ruhig zur Seite legen können und mit anderen Mitteln besser zum Ziel kommen.
Nichts desto trotz gilt es in der VUCA*-Welt zu überleben. Jutta Ecksteins Buch „BOSSA nova“ (oder „Company-wide Agility with Beyond Budgeting, Open Space & Sociocracy: Survive & Thrive on Disruption“) gibt aufschlussreiche Antworten für die Unternehmensführung, was in diese Richtung zu tun sei. Basierend auf den agilen Prinzipien, die sie für Unternehmen übersetzt in „‚Selbstorganisation“, „Transparenz“, „Permanenter Kunden-Fokus“ sowie „Kontinuierliches Lernen“, empfielt sie folgende Massnahmen:
- Die traditionelle, Jahres-Budget gesteuerte Entwicklung flexibler zu machen
- alle Mitarbeiter aktiv einzubinden und entfalten zu lassen
- Hierarchien abzubauen bzw. auch die bottom-up Steuerung zuzulassen
Die Lektüre des genannten Buches ist für jeden Manager, der die agile Transformation seines Unternehmens vorwärtsbringen will, m.E. ein Muss.
* We live in a volatile, uncertain, complex, ambiguous world
In einer Praxis-Session lernten wir von zwei Scrum-Master der Krankenkasse CSS, wie sie zusammen mit einem Kern-Team in der Unternehmung (oder vorerst mal in der Entwicklungsabteilung mit 140 Mitarbeitern) bottom up einen Kulturwandel in Gang setzten. Als Kommunikationsmittel schufen sie u.a. ein Video, das diese neuen Werte, die es mit Leben zu füllen gilt, sehr verständlich transportiert. Damit und mit vielen anderen Massnahmen versuchen sie, den entstandenen Graben zwischen der schockartig geänderten Organisationsstruktur (in eine agile Organisation) und dem noch nicht so agilen, ‚alten‘ Mindset der Mitarbeitenden zu überbrücken. Vielen Dank an Manuel Müller und Martin Ineichen für diesen interessanten Praxis-Einblick in einen der kritischsten Aspekte der agilen Transformation.
Fazit: Dass diese Konferenz nur einen halben Tag dauerte, tat der Qualität keinen Abbruch – im Gegenteil: Es war ein kompaktes Programm, das viel Value lieferte und trotzdem auch genügend Raum fürs Networking liess.
Vielen Dank auch den Organisatoren von der Swiss ICT.
