Scrum löst nicht alle Probleme
Am meisten mag ich an Scrum, dass es nicht versucht, alle Probleme dieser Welt zu lösen. Jeff Sutherland, wie auch die anderen Initianten der agilen Bewegung, haben die Hauptprobleme der traditionellen Softwareentwicklung erkannt und mittels einfacher Prinzipien (siehe agiles Manifest) eine alternative Vorgehensweise vorgeschlagen, die genau diese Probleme löst. Scrum ist eine konkrete, pragmatische Anwendung dazu. Jede der wenigen Regeln in Scrum hat Ihren Sinn und ohne sie funktioniert das Ganze nicht. Scrum kommt ohne Schnickschnack, Glöcklein und Schleifchen daher. Wenn einem etwas fehlt, kann man es ohne Schwierigkeiten ergänzen. Scrum ist quasi Plug-In fähig. Nur an den bestehenden Regeln schraubt man besser nicht rum – das gibt meiner Erfahrung nach in den allermeisten Fällen einen «Murks».
Das Backlog-Schweigen
Eines der Themen, über die sich Scrum zum Beispiel ausschweigt, ist eine Lösung, wie das Backlog erstellt und gepflegt werden soll. Zwar gibt es in Jeff Sutherlands Buch einen Abschnitt, in dem er erzählt, wie er das in seinem Grossprojekt angestellt hat, aber es ist definitiv nichts, das so ausgefeilt wäre, wie der Rest vom Konzept. Und es ist eine der Ecken, die ich finde, bedarf unbedingt eines Plug-ins.
Lego4Scrum
Als ich vor einigen Wochen meinen Kurs «Lego for Scrum» (den man übrigens jetzt bei der Infometis-Academy buchen kann und unglaublich viel Spiel, Spass, Freude, Knowhow und ein tolles Zertifikat bietet *Werbung off*) vorbereitet habe, fand ich es absehbar, dass im Kurs dazu Fragen kommen werden und ich dazu mehr bieten möchte, als was Scrum vorsieht.
Auf der Suche nach dem heiligen Gral bin ich auf ein Buch und Konzept gestossen, dass mich begeistert hat: «User Story Mapping» von Jeff Patton. Die kleine Fibel ist sehr unterhaltsam geschrieben und erzählt, ähnlich wie «Doing twice in half the time» eine Geschichte des Autors mit einem Softwareprojekt.
User Story Mapping
User Story Mapping basiert auf der Idee, dass für jedes Softwareprojekt tausende von Ideen da sind, was alles umgesetzt werden sollte (Backlog) und es deshalb einen Weg braucht, sicherzustellen, dass die wichtigsten zuerst umgesetzt werden. Das Buch führt einem Schritt für Schritt durch jede Regel und leitet aus dem nächsten Problem den nächsten Schritt im Prozess ab. Arbeitet man diese Schritte durch, erhält man am Ende eine grosse Wand mit allen Ideen und Prozessen, sowie eine klare Priorisierung, was in welcher Reihenfolge umgesetzt werden soll. Wer sich auf die Fahne geschrieben hat, seine User ins Zentrum seiner Arbeitnen zu setzen, hat mit User Story Mapping – richtig angewendet – ein Werkzeug, dass genau dieses Vorhaben ermöglicht.
Wie immer, wenn man ein solches Konzept in den Kursen vorstellt, kommt schnell die Frage nach einer Software, die einem erlaubt, das Konzept auch digital umzusetzen. Tatsächlich ist das ständige manuelle Verschieben von Post-It Zetteln mit der Zeit etwas mühsam, wenn man mal in die Hunderte gelangt ist und genau in der Mitte einen neuen Prozess einfügen will.
StoriesOnBoard
Nach eingehender Evaluation der auf dem Markt befindlichen Produkte bin ich schliessen auch hier fündig geworden: https://storiesonboard.com/ bietet meiner Meinung nach so ziemlich alles, was das Story-Mapper-Herz zu einem fairen Preis begehren kann. Es erlaubt z.B. Echtzeit-Zusammenarbeit, unterstützt Personas, ist aufgeräumt und man kann am Ende die Karten in alle möglichen Formate und natürlich auch ins Jira exportieren.
Ich habe mit Freuden dieses neue Werkzeug kennengelernt und setze es gerne ein, wenn es in einem Projekt beim strukturierten Erfassen und Priorisieren der Anforderungen harzt. Wer mehr darüber erfahren möchte, dem empfehle ich das oben erwähnte Buch oder unseren Kurs «Lego4Scrum» – dort kann es live erlebt und erlernt werden.
Viel Erfolg!
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